Debütfilm vom, von Produzent Fatih Akin entdeckten, Regisseur Özgür Yildirim, der auf der Berlinale 2008 uraufgeführt wurde. Die Einwandererkinder Tibet und Chiko wollen als Drogendealer ihre Träume verwirklichen. Ihr Weg führt nur über den hiesigen Gangsterboss Brownie (Moritz Bleibtreu). Harter Genrefilm über Freundschaft, Drogen und Gewalt in der Großstadt.
Der Film kommt am 12. April 2008 in die deutschen Kinos.
Handlung
Chiko (Denis Moschitto) und sein Kumpel Tibet (Volkan Özcan) haben ihr Leben in Hamburg-Horn satt. Sie beschließen ins Drogengeschäft einzusteigen und hoffen dort die ganz große Nummer zu werden – und auf Reichtum und Wohlstand. Zuerst nehmen sich die Jungs den hiesigen Dealer Scholle (Philipp Baltus) vor: Unter dem Vorwand Gras kaufen zu wollen, kommen sie in seine Wohnung und schüchtern ihn ein, bis bei Tibet eine Sicherung durchbrennt und er ein Regal auf Scholle kippt.
Diese “Nachricht” bleibt nicht ungehört und während die Jungs mit ihren Kumpels bolzen, fährt ein dunkler Mercedes vor: Zwei große, finstere Typen erkundigen sich nach Chiko. Ihr Boss wolle ihn kennenlernen. Chiko steigt ein und wird zu einem Café kutschiert, wo Scholle und ein Typ namens “Brownie” (Moritz Bleibtreu) auf ihn warten. Während Scholle sich erhofft, dass Brownie, der Oberdealer, Chiko zur Schnecke macht und einschüchtert, entwickeln sich die Dinge anders. Brownie ist angetan von der resoluten Art Chikos und seinem Willen. Er wirft Scholle raus und gibt Chiko eine Chance, wenn er es schafft zehn Kilo Gras in zehn Tagen zu verkaufen – und zwar alles aus einer eigens angemieteten Wohnung heraus.
Reichtum oder Freundschaft
Mit Hilfe von Tibet und Curly (Fahri Yardım) macht sich Chiko ans Werk – und die Dinge laufen gut… Bis sie eines abends lautes Stöhnen aus einer der Nachbarwohnungen hören. Dort geht die Prostituierte Meryem (Reyhan „Lady Bitch Ray“ Şahin) ihrem Handwerk nach. Als Tibet sie grob nach einem Dreier fragt wirft sie die beiden Jungs raus, doch Chiko – der sich in die Türkin verguckt hat – kommt zurück. Wütend geht Tibet, der sich von seinem Freund hintergangen fühlt.
Viel Schlimmer noch: Er hält sich nicht an Brownies Regeln. Heimlich zwackt er sich etwas Gras ab, das er auf der Straße vertickt, um seiner Mutter zu helfen, die eine neue Niere braucht. Natürlich bleibt das Brownie nicht verborgen. Er bestellt die beiden Freunde zu sich, möchte aber statt mit Anführer Chiko erst mit Tibet sprechen. Chiko ahnt, dass sein Freund in der Klemme steckt und hat recht. Kompromisslos prügeln Brownie und seine Bodyguards ein Geständnis aus Tibet. Er will nur noch sein Geld von den Jungs und damit ist für ihn die Geschichte erledigt. Obwohl Tibet Chiko gesteht, wie er ihn betrogen hat, lässt Chiko seinen Freund nicht hängen. Vielmehr will er Rache wegen der fiesen Misshandlungen üben.
Beim Treffen entwickeln sich die Dinge aber anders: Der ruchlose Brownie sitzt mit Frau und Kind am Tisch und lädt Chiko ein, am Familiendinner teilzunehmen. Ein komplett anderer Mensch scheint vor ihm zu sitzen. Als die beiden kurz geschäftlich auf der Toilette verschwinden, bekommt Chiko seine Gelegenheit: Er zieht seinen Revolver, schafft es aber nicht auf den wehr- und ahnungslosen Brownie zu feuern. Er packt die Waffe wieder weg. Wenige Momente später erzählt Brownie, dass er Pläne mit Chiko habe und er für Größeres bereit sei: Kokain – aber ohne Tibet.
Aufstieg und Fall
Er packt die lange erhoffte Chance beim Schopf. Sein Aufstieg beginnt. Binnen kurzer Zeit scheint sich sein Leben komplett verändert. Er geht eine Beziehung zu Meyrem ein, kauft sich einen großen Wagen und teure Klamotten, zieht in eine schicke Wohnung… Doch er verliert den Kontakt zu seinen Freunden und beginnt zu koksen. Ein leben im Jetset.
Doch vor allem Tibet, der mittlerweile schwer drogensüchtig dem Abgrund entgegen taumelt, fehlt Chiko, dem die Dinge über den Kopf zu wachsen scheinen. Einen missglückten Drogendeal überlebt er nur mit Glück, Meyrem verlässt ihn, nachdem er sie während eines Streits geschlagen hat.
Die Situation eskaliert vollends, als Tibets Mutter einer Rache-Aktion, die eigentlich Tibet galt, zum Opfer fällt und stirbt. Chicko, der auf Rache sinnt, versteckt Tibet in der Gemeinde und nimmt die Dinge in die Hand.
Wissenswertes
- Der Film feierte auf der Berlinale 2008 am 9. Februar seine Premiere.
Weiterführende Informationen
Chiko ist das Produzenten-Debüt von Regisseur Fatih Akin. Es feierte Premiere in der Panorama-Sektion des Filmfestivals Berlinale. 2004 gewann Akins Werk Gegen die Wand den Goldenen Bären bei der Berlinale.
Mehr über die Politische Brisanz des Films.
Weitere Informationen im Internet
- Kritiken:
- Scorsese-Szenen im Hamburger Ghetto von Andreas Borcholte bei Spiegel.de
- Chiko von Katrin Knauth bei Kino-Zeit.de
- Chiko von Maurice Lahde bei Critic.de
- Yildirim erzählt in 'Chiko' von Drogen und Gewalt von Eva Eusterhus bei Welt.de
Quellen
Das Presseheft von Falcon Films.
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