Der Begriff des poetischen Realismus tauchte im Oktober 1933 zum ersten Mal auf, als ein Filmkritiker in der Zeitschrift “Cinémonde” ihn für einen realistischen aber auch poetischen Film benutzte. Es handelte sich dabei um La Rue sans nom (1933) von Pierre Chenal, der harte Themen in den Vordergrund stellt ohne auf eine gewisse Poesie zu verzichten.

Verschiedene Ursachen waren an der Entstehung dieser Stilrichtung beteilgt: zunächst einmal war Frankreich durch die wirtschaftliche Krise, Finanzskandale und die steigende Arbeitslosigkeit Anfang der dreißiger Jahre geschwächt. Die Krise führte unter anderem auch zum Bankrott der Filmfirma Gaumont, die zuvor versuchte hatte mit den neuen amerikanischen Tonfilmen mitzuhalten.

Die Regisseure wollten die Härte der Zeit auch durch realitätsnahere, sozialkritische Filme verdeutlichen und sich von der Avantgarde der zwanziger Jahre absetzen. Viele von ihnen standen der politischen Volksfront (Front Populaire) nahe, was nicht zuletzt an den Mördern des Krimis am Ende der dreißiger Jahre ersichtlich ist: es handelt sich in der Regel um sozial Benachteiligte, die im Extremfall selber in die Rolle des Mörders getrieben werden können.

In den Jahren 1933-1939 erlangte der französische Film mit den Produktionen, die als Poetischer Realismus Filmgeschichte machten, Weltruhm und entwickelte in dieser Stilrichtung eine prägnante Mischung aus bitterer Sozialkritik, düster-realistischer Milieuzeichnung und poetisch-pessimistischer Weltsicht. ¹

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen im Internet

• Poetischer Realismus auf 35Millimeter (dt.)

• Liste der Regisseure und Filme bei der Wikipedia (dt.)

Quellen

• Faulstich. Filmgeschichte. Paderborn: Utb Basics, 2005. S. 78
• Gerhold. Kino der Blicke. Der französische Kriminalfilm. Frankfurt a.M.: Fischer Cinema, 1989

¹ Gerhold. Kino der Blicke. Der französische Kriminalfilm. Frankfurt a.M.: Fischer Cinema, 1989. S.49f.