Le Mépris ist ein Film über das Filmemachen. Das meisterhaft inszenierte Melodrama von Godard erzählt, wie eine Liebesbeziehung im Magnetfeld der Filmindustrie zerbricht. Die Hauptrollen spielen Brigitte Bardot und Michel Piccoli, Ikonen des französischen Autorenkinos. In einer Nebenrolle ist der Regisseur Fritz Lang zu sehen.
Le Mépris thematisiert die Schwierigkeit sich über Sprache und Bilder auszudrücken. Was ist Lüge? Was ist Wahrheit? Was ist Fiktion? Was ist Wirklichkeit? Durch den Einsatz der vielschichtigen Musik, die visuelle Heteroginität, die ironisch-tragische Erzählweise, die Mehrsprachigkeit und den Verlauf der Handlung wird die kommunikative Unfähigkeit der Figuren verdeutlicht.
Erstmals steht Jean-Luc Godard ein Millionen-Budget zur Verfügung. Das Ergebnis ist eine opulente Askeze. Godards Meisterwerk ist nicht nur ein Film über das Filmen, sondern auch eine Literaturverfilmung über die Verfilmung von Literatur. Als literarische Vorlage zu Le Mépris diente Alberto Moravias italienischer Roman Il disprezzo.
Godard inszeniert den Film wie eine klassische Tragödie in drei Akten.
Handlung
Der Vorspann
In dem außergewöhnlichen Vorspann sieht man den tatsächlichen Kameramann Raoul Coutard als einen Kameramann im Bild. Er filmt gerade die im späteren Verlauf des Filmes als Übersetzerin auftrende Giorgia Moll bei ihrem Gang über das römische Studiogelände Cinecittà. Geschoben von zwei Assistenten fährt Coutards Kamerawagen auf uns Zuschauer zu, bis sein Kameraobjektiv in Großaufnahme zu sehen ist. Zu der Musik von Georges Delerue spricht eine männliche Off-Stimme die Credits ein.
Die Ausgangslage
Der amerikanische Produzent Jeremy Prokosch (Jack Palance) finanziert einen Film über Homers Odyssee unter der Leitung des deutschen Regisseur Fritz Lang (Fritz Lang). Da Prokosch mit der Inszenierung der Odyssee als Kunstfilm nicht zufrieden ist, engariert er den Autor Paul Javal (Michel Piccoli), um das Drehbuch zu überarbeiten. Doch der selbstgefällige Prokosch ist nicht nur an dem kommerziellen Erfolg seiner Filmproduktion interessiert, sondern offensichtlich auch an Pauls schöner Frau Camille (Brigitte Bardot).
Direkt nach dem ersten Treffen lädt der dekadente Produzent das Paar auf einen Drink in sein Landhaus ein. Da sein Sportwagen nicht genügend Platz bietet, um beide mitzunehmen, steigt nur die hübsche Camille ein und Paul fährt freiwillig mit dem Taxi. Dieser schicksalhafte Moment der Trennung des Paares wird inszenatorisch unterstrichen. Camille ruft im Wegfahren: “Paul!” Woraufhin Paul mit ähnlich schmerzhaften Ausdruck “Camille” ruft.
Der Streit
Das Paar weiß, dass etwas zerbrochen ist. Camille denkt, Paul habe sie als Lockmittel für seine Geschäfte benutzt. Und Paul plagt der Gedanke, dass Camille sie verlassen könnte. Er sagt, er habe das hohe Gehalt von 10.000 US$ nur angenommen, um Camille ein besseres Leben zu bieten. Nun ist er sich aber nicht sicher, ob Camille ihm nicht den reichen Prokosch vorzieht. Das Paar führt in ihrem neuen, modernen Apartment eine halbstündige Auseinandersetzung über den Stand ihrer Beziehung.
Das Ende auf Capri
Zu den Dreharbeiten des Filmes fahren alle nach Capri und verweilen dort in einer modernen, einsam gelegenen Villa über den Klippen des Meeres. Während Fritz Lang und Paul über die verschiedenen Deutungsmöglichkeiten der Odyssee diskutieren, nähern sich Camille und der protzende Prokosch unaufhaltsam einander an. Camille scheint zu erwarten, dass ihr Mann sie aus den Händen des Rivalen befreit. Doch dieser ist unfähig die zahlreichen Signale richtig zu deuten. Beide verletzten einander und eine Versöhnung rückt in weite Ferne. Sie verlässt ihn.
Weiterführende Informationen
- Godards Besetzung und Arbeit mit den Schauspielern
- Ein Film über das Filmemachen - Kunst oder Kommerz
- Eine Frage der Interpretation
- Informationen über die filmische Bewegung der Nouvelle Vague
- Le Mépris auf en.wikipedia.org
- Filmanalyse auf criterionco.com
Interessantes
- Im dem Vorführraum auf dem Studiogeländes des Cinecittà steht unter der Leinwand auf italienisch: “Das Kino ist eine Kunstform ohne Zukunft”
- Brigitte Bardots Darstellung der Camille gilt als ihre beste schauspielerische Leistung.
- Fritz Lang ging es während der Dreharbeiten nicht gut, so dass seine Drehzeit verkürzt werden musste.
- Die Dreharbeiten fanden in Italien statt. Besonders ausdrucks- bzw. stimmungsvoll sind das römische Studiogelände Cinecittà, sowie die zauberhafte Casa Malaparte über den Klippen von Capri. Das Casa Malaparte wurde kürzlich von der New York Times zum schönsten Haus der Welt gekürt.(Fotos der Casa Malaparte auf 3sat.de/kulturzeit; Bildband von Karl Lagerfeld: Casa Malaparte, München, Steidl, 1998)
Quellen
- Kaja Silvermann; Harun Farocki: Von Godard sprechen, 2.Auflage, Berlin: Verlag Vorwerk 1998.
- Filmkritik zu the Contempt auf criterionco.com