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Wissenschaftliche Ungereimtheiten

 

Wissenschaftliche Ungereimtheiten

Ein wesentlicher Bestandteil der Kritiken an Armageddon war der allzu sorglose Umgang mit physikalischen Naturgesetzen. Auch wenn es sich hierbei um ein generelles Problem von Science-Fiction-Filmen handelt, so ragt Armageddon als Film mit realem Hintergrund noch heraus.

Dinosaurier-Killer

Am Anfang des Films wird der Einschlag eines Asteroiden auf der Erde vor über 65 Millionen Jahren gezeigt. Ein Sprecher erzählt, dass es sich hierbei um den sog. Dinosaurier-Killer handelt, der mit einer Explosionskraft von 10.000 Atombomben für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich gewesen ist.

Sicherlich wollte man zu Anfang des Films mit einer dramatischen Zahl die ungeheure Zerstörungskraft von Asteroideneinschlägen bekräftigen. Ironischerweise hat man aber die Explosionsenergie viel zu niedrig angesetzt. Ein im Durchmesser etwa 10 km großer Asteroid, der mit einer minimal notwendigen Geschwindigkeit von 11 km/s auf der Erde einschlägt, würde etwa 80.000.000 Megatonnen Energie freisetzen. Selbst wenn man von einer Bombe mit einer Energie von 100 Megatonnen ausginge (welche somit weitaus größer wäre als alle jemals gezündeten Bomben), käme man auf eine Explosionskraft von 800.000 Bomben. Das sind 790.000 Bomben mehr als im Film!

Asteroidengröße

Der Asteroid im Film soll etwa die Größe von Texas haben, also ungefähr 1.400 km im Durchmesser. Ferner soll er durch den Einschlag eines Asteroiden aus seiner Bahn geworfen worden sein und somit auf die Erde zusteuern.

Es gibt aber in unserem Sonnensystem gar keine Asteroiden von solcher Dimension. Der größte Asteroid ist Ceres mit einem Durchmesser von 900 km. Sollte, wie im Film angedeutet, der Asteroid hauptsächlich aus Eisen bestehen, würde er über ein ungeheures Gewicht und somit eine entsprechend stabile Bahnlage besitzen. Selbst Hunderte von Kometeneinschlägen könnten hier nicht bewirken, dass ein solcher Asteroid seine Bahn verlässt.

Beobachtungsdauer

Der Asteroid wurde erst 18 Tage vor seinem drohenden Einschlag auf der Erde entdeckt. Selbst wenn die NASA, wie im Film behauptet, aus Budgetgründen nur einen kleinen Teil des Himmels beobachten kann, erscheint diese Tatsache sehr unwahrscheinlich. Im Film wird behauptet, der Asteroid bewege sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 35.000 km/h. Damit entspräche seine Entfernung etwa dem 40-fachen Abstand zwischen Mond und Erde (was nur 1/30 des Abstandes Erde-Ceres ist).

Ceres kann normalerweise mit bloßem Auge nicht erkannt werden. Würde sein Abstand aber dem des Filmasteroiden entsprechen, würde er die 900-fache Helligkeit besitzen. Da er sich dann auch näher an der Sonne befände, würde dieser Wert weiter deutlich erhöht. Er wäre somit mit bloßem Auge am Himmel zu erkennen. Der deutlich größere Filmasteroid wäre sogar eines der hellsten Objekte am Nachthimmel!

Oberfläche von Asteroiden

Die zerklüftete Oberfläche des Asteroiden mit seinen messerscharfen Felsformationen ist ein reines Kunstprodukt der Designabteilung des Films und erinnert mehr an die Planetenoberflächen von Science-Fictionen-Filmen der 50er und 60er Jahre. Offensichtlich wollte man auf diese Weise dem Asteroiden ein bedrohliches Äußeres geben. In Wirklichkeit besitzen Asteroiden eine eher glatte Oberfläche, die mit zahlreichen Einschlagskratern übersät ist.

Zerstörung des Asteroiden

Der Asteroid soll aus dem Inneren heraus mit Hilfe von Atombomben zerstört werden. Im Film wird durchaus richtig angemerkt, dass eine Explosion an der Oberfläche keinen Effekt hätte, da die Hälfte der Energie ins Weltall entweichen würde. Somit muss die Bombe durch eine Bohrung ins Innere des Asteroiden gebracht werden. Die hierzu notwendige Bohrtiefe wird mit 800 foot (ca. 250 Meter) angegeben.

Diese Bohrtiefe erscheint jedoch angesichts der Größe des Asteroiden mit einem Durchmesser von 1.400 km ein Witz. Sie entspricht nicht einmal einem 1/5.000 des Asteroidendurchmessers, soll aber ausreichend sein, ihn in zwei gleiche Hälften zu teilen. Es ist kaum vorstellbar, dass eine Explosion eine entsprechend große Bruchlinie durch den ganzen Asteroiden erzeugen würde.

Rettung der Erde

Um die Erde zu retten, muss der Asteroid im Film spätestens vier Stunden vor seinem Einschlag in zwei Teile gesprengt werden, die dann beide an der Erde vorbeifliegen sollen.

Damit die Asteroidenteile die Erde nicht treffen, müssen sie jeweils mindestens einen Erdradius von ihrer Ausgangsbahn wegbewegt werden, also 6.400 km. Um dies in vier Stunden zu schaffen, ist eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 1.600 km/h notwendig. Bei einem Asteroiden dieser Größe und einem stark eisenhaltigen Aufbau wäre dazu eine Explosionskraft notwendig, die alle Atombomben dieser Welt nicht aufbringen könnten.

Folgen der Explosion

Darüber hinaus würde der nahe Vorbeiflug der beiden immer noch riesigen Hälften trotz allem zu schweren Katastrophen auf der Erde führen. Jede der beiden Hälften würde mit einer Gravitationskraft auf die Erde wirken, die etwa dem 100-fachen der Mondanziehungskraft entsprechen würde. Es muss nicht weiter erläutert werden, welche Auswirkungen gerade für die Küstenregionen zu befürchten wären. Abgesehen davon würden die Einschläge der zahlreichen Trümmerteile, die teilweise beachtliche Größen haben dürften, zu verheerenden Katastrophen auf der Erde führen. Bereits ein 10 km großes Bruchstück könnte die gesamte Menschheit auf der Erde vernichten – bei der Ausgangsgröße des Asteroiden durchaus wahrscheinlich.

Weitere wissenschaftliche Absurditäten

  • Der Asteroid besitzt aufgrund seiner Größe eine gewisse Gravitation. Zur Absicherung benötigen die Astronauten dennoch Steuerdüsen an ihren Anzügen, damit sie nicht versehentlich in den Weltraum abgetrieben werden. An Bord des auf dem Asteroiden gelandeten Shuttles können sie sich allerdings völlig problemlos bei offensichtlicher Erdanziehung bewegen.

  • Da im Weltall keine Atmosphäre herrscht, können die Shuttles (auch die modifizierten im Film) nicht wie Flugzeuge fliegen und erst Recht keine Kurven. Hier hat man sich offensichtlich mehr an Star Wars als an der Physik orientiert.
  • An Bord der russischen Raumstation kann man durch Rotation eine künstliche Schwerkraft erzeugen. Diese würde von der Rotationsachse, wo ein Nullpunkt herrscht, nach außen hin zunehmen, da sie neben der Rotation auch von der Entfernung zur Achse abhängt. Dennoch scheint im Film an Bord der Station eine gleichmäßige Kraft zu wirken.

Quellen

Phil Plait's Bad Astronomy: Wissenschaftliche Fehler des Films Armageddon (engl.)

Negative Movie Physics Review of Armageddon: Wissenschaftliche Filmrezension (engl.)

Armageddon – Aus wissenschaftlicher Sicht: Artikel von Dr. Lutz Schmenkel, Astronomisches Rechen-Institut Heidelberg