19411996
 

Krzysztof Kieślowski

Regie, Drehbuch, Autor, Scenario Writer

Polnischer Filmregisseur und Drehbuchautor, der zu den wichtigsten europäischen Regisseuren des 20. Jahrhunderts zählt.

Biografie

Kindheit und Jugend

27. Juni 1941 in Warschau geboren, ist Kieślowski das einzige Kind des Bauingenieurs Roman Kieślowski und seiner Frau Babara die als Büroangestellte arbeitet. Der Vater leidet unter Tuberkulose und somit ist die Familie aufgrund unvermeidbarer Sanatoriumsaufenthalte einer Umzugsodyssee ausgesetzt. Mit häufigen Orts- und Schulwechseln fällt es Kieślowski schwer Freundschaften zu knüpfen. Hinzu kommen seine ebenfalls schwachen und anfälligen Lungen, die ihn oftmals dazu zwingen zu Hause zu bleiben. Kieślowski flüchtet sich in die Welt der Bücher. Sie sind es, die ihn erkennen lassen, dass es im Leben mehr gibt als materielle Dinge. Später einmal versicherte Kieslowski, dass obwohl er Filmemacher wie Ken Loach, Federico Fellini, Orson Welles, Andrei Tarkovski und Ingmar Bergmann bewunderte, es doch die Literatur William Shakespeares, Fyodor Dostoyevskis, Albert Camus und Franz Kafkas war, die seine Ideen anregte und seine Arbeit inspirierte.

1957 stirbt der Vater. Um dem vorgeschriebenen Militärdienst zu entgehen, ist Kieślowski gezwungen ein Studium aufzunehmen. Ein Onkel ist Direktor am Panstwowym Liceum Techniki Teatralnej, einer Berufsschule für Theatertechniker in Warschau und Kieslowski beginnt dort eine Ausbildung. Wäre der Onkel ein Bankier gewesen, wär Kieślowski Bankier geworden. Kieślowskis Lehre dauert 5 Jahre. Im Laufe der Ausbildung entdeckt er neben den technischen Fertigkeiten, sein Interesse am Gestalterischen.

Filmhochschule

Kieślowski will nun Regisseur werden und bewirbt sich an der berühmten Filmhochschule PWSTiF in Lodz. Der spätere Filmemacher muss sich drei Mal bewerben, um 1964 schließlich an der Hochschule aufgenommen zu werden. Am 5. Februar 1970 schließt er sein Studium mit dem Diplom der Kunstwissenschaft ab. Seine theoretische Arbeit schrieb er unter Jerzy Bossak mit dem Titel „Film dokumentalny a rzeczywistosc“ (Dokumentarfilm und Wirklichkeit). Praktische Arbeiten sind die Dokumentarfilme Zdjecie (Das Foto) 1968 und Z miasta Lodzi (Aus der Stadt Lodz) 1969, die er unter Kazimierz Karabasz realisierte.

Zdjecie wird gleichzeitig Kieślowskis Fernsehdebüt, Z miasta Lodzi macht er bereits für das Warschauer Dokumentarfilmstudio WFD (Wytworni Filmow Dokumentalnych) bei dem er bereits 1969 eine Anstellung findet. In Zusammenarbeit mit dem WFD verwirklicht Kieslowski bis 1983 zahlreiche Dokumentarfilme und Fernsehspiele. Blizna (Die Narbe) 1976, Amator (Der Filmamateur) 1979 und Przypadek (Der Zufall möglicherweise) 1981 waren Kieslowskis erste Kinofilme die Zespol Filmowy „TOR“ produzierte.

Sein realistischer Filmstil ist, neben dem Einfluss des zunächst favorisierten Dokumentarfilms, ebenfalls stark beeinflusst durch das “Kino der moralischen Unruhe”, in dessen Zentrum die Forderung stand die triste und unterjochte Welt der Volksrepublik Polen zu beschreiben. In einer Zeit, als das polnische Kino überwiegend nette Weltflucht anbot, forderten sie den genauen dokumentarischen Blick auch im Spielfilm.

Karriere als Filmregisseur

Verschiedene Aspekte beeinflussten Kieślowskis Entscheidung, sich später jedoch ausschließlich dem fiktionalen Film zu widmen. Zum einen bemerkte der Regisseur, dass der Dokumentarfilm, obwohl er in die Privatsphäre des Individuums eindringt, sie nur dokumentiert und niemals wirklich und genügend die wahrhaftige, persönliche Erfahrung, das subjektive, innere Erleben, bildlich darstellen könne. Zum anderen wollte er sich nicht länger mit der rein oberflächlichen Tristesse der Gesellschaft beschäftigen und dadurch in die Kategorie ‚politischer Film’ abdriften. Das tiefe Interesse an menschlichen Abgründen, an Emotionen, inneren Erlebniswelten sowie dem Veräußerlichen der Psyche, lässt Kieślowski zu der Schlussfolgerung kommen, dass ihm das Kreieren eigener Welten mit Schauspielern ein breiteres Spektrum eröffnen würde.

Obwohl Kieślowskis Filme auf großes Interesse stießen, erlaubte die polnische Zensurbehörde oft erst Jahre später eine Ausstrahlung und diese dann meist ohne Ankündigung. Mit dem Film Bez Konca (Ohne Ende) 1984 begann die Zusammenarbeit Kieslowskis mit dem Juristen Krzysztof Piesiewicz.

Gemeinsam mit Piesiewicz schrieb Kieślowski die Dekalog-Drehbücher zu der 10teiligen Fernsehserie. Die Serie brachte Kieślowski Mitte der 80er Jahre den internationalen Durchbruch. Aber auch die Drehbücher zu Die zwei Leben der Veronika 1991, Drei Farben: Blau, Drei Farben: Weiß, Drei Farben: Rot und zu Heaven 2001 schrieb er mit Piesiewicz zusammen.

Die französisch-polnische Koproduktion der Drei Farben-Trilogie, die auf die französische Trikolore anspielt und sich der drei Ideale „Freiheit“, „Gleichheit“, „Brüderlichkeit“ annimmt, feierte großen internationalen Erfolg. Obwohl der Regisseur 1994 seinen Entschluss bekannt gab sich vom Filmemachen zurückzuziehen, arbeitete er in der Folgezeit zusammen mit Piesiewicz am Drehbuch einer weiteren Trilogie, deren Thema diesmal eine Auseinandersetzung mit ‚Paradies-Fegefeuer-Hölle’ sein sollte. Zu einer Verfilmung soll es jedoch nicht mehr kommen. Im Sommer 1995 erleidet der 54 jährige Kettenraucher eine Herzattacke, unterzieht sich in Warschau einer Bypass-Operation und erliegt nur zwei Tage später, am 13. März 1996, einer zweiten Herzattacke.

Heaven (Sinnbild für das Paradies der Trilogie) wird 2002 von Tom Tykwer in Szene gesetzt und erhält noch im gleichen Jahr in der Kategorie bestes europäisches Drehbuch den europäischen Filmpreis Felix.

Das Filmwerk Kieślowskis wurde mit zahlreichen Auszeichnungen in Krakau, Mannheim, Danzig, Moskau, Cannes, Venedig, Berlin und San Sebastian gefeiert. Für Trois Couleurs: Rouge war er zudem in der Kategorie bestes Drehbuch sowie Regie für den Oskar nominiert.

Quellen und Literatur

Monographien

  • Wach, Margarete: Krzysztof Kieślowski – Kino der moralischen Unruhe.Köln, 2000.
  • Maurer, Monika: Krzysztof Kieślowski. Harpenden, 2000.
  • Stok, Danusia: Kieślowski on Kieślowski. London, 1993.
  • Insdorf, Annette: Double lives, second chances: the cinema of Krzysztof Kieślowski. New York, 1999.

Internetquellen

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