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    Cinéma Vérité
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Das Cinéma Vérité ist eine Stilrichtung des französischen Films und bezeichnet den Dokumentarfilm der sechziger Jahre. Es kann darüber hinaus auch eine Herangehensweise an den Dokumentarfilm bedeuten, bei der eine Interaktion zwischen Filmenden und Gefilmten provoziert wird.

Der Begriff des Cinéma Vérité wurde zunächst von dem Filmhistoriker Georges Sadoul verwendet. Das Cinéma Vérité bezeichnet einerseits den Dokumentarfilm der sechziger Jahre, andererseits eine metahistorische Herangehensweise an den Dokumentarfilm:

Cinéma Vérité als eine Epoche

Das Cinéma Vérité entstand in den sechziger Jahren vor allem in Frankreich aber auch in anderen Ländern. Es zeichnete sich vor allem durch die Beziehung zwischen Filmenden und Gefiltem aus, die miteinander interagieren. Vor allem Jean Rouchs und Edgar Morins Film Chronique d'un été (1961) über das Pariser Sommerleben führte zur Bekanntheit der Stilrichtung. In dem soziologischen Film werden Menschen, dabei ist es fraglich ob diese wirklich zufällig ausgewählt wurden, vor der Kamera zu ihrem Leben befragt um “ehrliche” Antworten zu erzielen.

Ziel war es, nicht nur Ereignisse zu drehen, die auch ohne Kamera stattgefunden hätten, sondern vor allem soziale Prozesse zu thematisieren, die durch die Filmarbeit erst angestoßen werden. 1

Heute hat dieses Verfahren nichts revolutionäres mehr, aber es sagt viel über den Zeitgeist der damaligen Epoche aus. Jean Rouch, eigentlich Ethnologe, prägte diese Epoche mit seinen Filmen entscheidend mit. Dabei bestand das Verfahren eigentlich schon seit 1946 als Rouch bei einer Expedition in Afrika sein Stativ verlor und gezwungen war mit der Handkamera weiter zu drehen. Das war die eigentliche Geburtsstunde des Cinéma Vérité.

In den sechziger Jahren haben sich noch weitere Regisseure von dieser Art des Filmemachens inspirieren lassen: Bertrand Blier mit Hitler, connais pas! (1963) über die Jugend Anfang der sechziger Jahre, François Rauschenbach (L'Amérique insolite, 1960) oder Frédéric Rossif mit Le Temps du ghetto (1961). Der bekannteste unter ihnen ist neben Rouch jedoch Chris Marker, der von der Literatur zum Film kommt und mit sehr subjektiven Filmen versucht die politischen Probleme der Zeit zu verstehen: Description d'un combat (1960) spricht über den Staat Israel, Le Joli Mai (1962) über ein durch den Algerienkrieg traumatisiertes Paris. Seine bekanntesten Filme sind der Science Fiction-Film Am Rande des Rollfelds (1963) und Loin du Vietnam (1967) in dem er sieben Sequenzen verschiedener Regisseure der Nouvelle Vague zu einer kritischen Dokumentation über den Vietnamkrieg zusammensetzt. Das Cinéma Vérité verlor schnell an Bedeutung, da sich das Publikum statt für eine Mischung aus Archivbildern, Kommentaren und Musik eher für das aufkommende Fernsehen interessierte.

Cinéma Vérité als eine Herangehensweise

Auch nach seiner Höchstphase in den sechziger Jahren schaffte es das Cinéma Vérité als eine Herangehensweise zu neuem Erfolg. Zu dieser Herangehensweise wird das Drehen mit der Handkamera aber auch eine bestimmte Positionierung des Filmenden gezählt. Hierbei gibt es Überschneidungen mit dem Stil des Direct Cinema: beide brechen mit dem Stil des Dokumentarfilms etwa zur gleichen Zeit. Beide benutzen keinen Voice-Over, sondern lassen an Stelle des Regisseurs die interviewten Personen direkt sprechen. Außerdem geht es beiden bei der Darstellung von sozialen Problemen nicht um das große Ganze, sondern eher um das alltägliche Leben der Menschen. Beide Stilrichtungen wollen die Wahrheit ans Licht bringen, benutzen aber unterschiedliche Strategien: das Cinéma Vérité stellt dabei den Filmenden und seine Position mitten ins Geschehen um eine Selbstreflexion zu erzielen und auch um eine Reaktion zu provozieren. Der Regisseur und die gesamte Filmcrew sind also nicht nur stille Beobachter, sondern auch eingreifende Hinterfrager. Der Stil des Cinéma Vérité ist bis heute in einigen Dokumentarfilmen ersichtlich. Dabei sind vor allem dokumentarischen Fernsehformate wie beispielsweise der Interview-Film sehr an diesen Elementen wie Interaktion, Selbstreflexion und Provokation interessiert. Das bekannteste Beispiel ist wohl The Blair Witch Project (1999).

Weiterführende Informationen

Direct Cinema

Weitere Informationen im Internet

Cinéma Vérité bei movie-college (dt.)

Cinéma Vérité bei mediaculture-online (dt.)

Quellen

Beylie. Une histoire du cinéma français. Paris: Larousse, 2005

Cinéma Vérité bei der Wikipedia (dt.)

1 Cinéma Vérité bei mediaculture-online (dt.)

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