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Rezeption

 

Rezeption

Nach dem gefeierten Regiedebüt The Virgin Suicides widmet sich Regisseurin Sofia Coppola einem teils autobiographischen Thema, dem der Fremdheit in einem exotischen Land, und erntet dafür nicht nur Applaus:

“So rührend eine father-and-child-reunion auch sein mag, sie trägt nicht einen ganzen Film, der das Fremde nur zum gemeinsamen Widerpart, zum Negativkonsens degradiert. Da draußen ist die Hektik und Kälte und Verrücktheit, wir aber finden zu einander, weil wir ganz anders, besser, sind.”1

Bemängelt wurden vor allem die Stereotypen: Da gibt es das schöne, blonde und dumme Pop-Star, die karaokesingenden Japaner, die sadomasochistisch angehauchte Prostituierte…Es gebe keine einzige Szene, die die Japaner würdig darstelle. Alle Japaner seien als gelbe lächerliche Figuren dargestellt, die nur als Hintergrund für die Liebesgeschichte zwischen Bob und Charlotte dienten “wie billige Tapete in einem billigen Hotel”.2 Sofia Coppola bemühe sich zwar, das traditionelle Japan respektvoll darzustellen, doch wirken die karaokesingenden Asiaten wie von dieser Tradition entfremdet und ihrer nicht mehr würdig. So käme Lost in Translation dem Rassismus des klassisch-weißen Hollywoods gleich, der Afroamerikaner als unterwürfige, dumme Kreaturen verunglimpfte.

Doch die positiven Kritiken überwiegen. Lost in Translation vermittele einen “tranceartigen Schwebezustand”3, in dem sich die Figuren zwischen Neon- und Tageslicht bewegen und reihe sich in eine bestimmte filmerische Tradition ein: Der Film bewege sich, so liest man in der New York Times, zwischen “David Lean's Brief Encounter, Richard Linklaters Before Sunrise - Zwischenstop in Wien und Wong Kar-wei's In the Mood for Love.”4 Bill Murray leiste dabei eine Glanzleistung ebenso wie die damals 17jährige Scarlett Johansson, der der Film gewissermaßen zum Durchbruch verhalf. Auch Sofia Coppola wird in fast allen Kritiken gelobt:

“Sofia Coppola führt die Szenen zwischen Murray und Johannson mit leichter Hand und macht daraus einen so starken, so lustigen, so weit von Selbstlob entfernten Film, dass man sich auf weitere Werke freuen darf. Sie ist nicht nur eine talentierte, sondern auch eine kluge Regisseurin.”5

Lässt man den Vorwurf des Rassismus beiseite, so stellt sich Lost in Translation als “intimer und zarter”6 Film dar, der sich kultureller Phänomene wie Jet Lag, Kulturschock und Fremdheit annimmt, ohne dabei überzogen zu wirken. Die Zuschauer konnte diese Mischung überzeugen: Mit einem Revenue von 106 Mio. Dollar bei 4 Mio. Dollar Budget und dem Oscar 2003 für das Beste Drehbuch sowie zahlreichen anderen Auszeichnungen zählt Lost in Translation nicht nur als Erfolg an den Kinokassen.

Quellen

1 Rezension Lost in Translation auf der Filmzentrale

2 Rezension Totally Lost in Translation im Guardian Unlimited vom 24.01.2004 (engl.)

3 Porträt der Regisseurin Tochter der Patin in der Zeit vom 08.01.2004

4 Rezension An American in Japan, Making a Connection in der New York Times vom 12.09.2003

5 Rezension The Message Is Loud and Clear im San Francisco Chronicle vom 12.09.2003

6 Rezension Schlaflos in Tokio in der FAZ vom 06.01.2004