Poetisches, sozialkritisches Drama des Chinesen Jia Zhang-Ke, das 2006 in Venedig den Goldenen Löwen gewann. Der Film erzählt am Beispiel von zwei Paaren, welche Folgen das umstrittene Drei-Schluchten-Staudamm-Projekt am Yangtze für die Menschen hat.
Starttermin in Deutschland: 4. Oktober 2007
Handlung
Der Bergmann San-ming Han (San-Ming Han) reist in die Stadt Fengjie am Drei-Schluchten-Staudamm des Flusses Yangtze. Dort möchte er seine Ehefrau treffen, die vor 16 Jahren mit der gemeinsamen Tochter von der Polizei befreit worden war, da San-ming sie gekauft hatte. Es erweist sich allerdings als nicht gerade einfach, die Frau zu finden. San-ming Han hat nur den einen Ansatzpunkt der Straße, in der sie wohnte, und des Namens ihres Bruders. Das Elternhaus seiner Frau musste jedoch schon längst den Wassermassen weichen.
So nimmt sich San-mind erst einma ein schäbiges Zimmer bei Herrn He. Sein Zimmernachbar ist ein großmäuliger Halbstarker namens Bing, der den berühmten Hongkong-Filmstar Chow Yun Fat bewundert und liebend gerne Actionfilme imitiert. Von Herrn He erfährt San-ming nach einigen Fragen, dass der ältere Bruder seiner Frau auf einem Schiff lebt. Auf dem Schiff wird San-ming von seinem Schwager Ma unfreundlich empfangen, der ihm mitteilt, die Frau lebe mittlerweile weiter flussabwärts. Sie komme eventuell bald wieder nach Fengjie.
San-ming beginnt einen Job als Abrissarbeiten – wie so viele junge Männer in der Staudammregion. Für wenig Geld schuften sie Tag und Nacht für die chinesische Regierung. Menschen müssen ihren Wohnort aufgeben und weiterziehen. San-ming sucht derweil nach seiner Tochter. Er findet sie auf Bilder, alten Klassenfotos oder hört von ihr durch entfernte Bekannte. Doch bleibt es ihm verwehrt, das Kind wiederzusehen. Nachdem er seine Frau wiedergefunden hat, muss San-ming wieder in seine Heimatstadt zurückkehren, wo ihn eine besser bezahlte Arbeit im Bergbau erwartet. Sobald er genug Geld erarbeitet hat, um seine Frau aus ihrer jetzigen Stellung als Dienerin freizukaufen, wird er nach Fengjie zurückkehren und sie mitnehmen.
Auch Krankenschwester Shen-hong Guo (Zhao Tao) kommt auf der Suche nach einer geliebten Person in die Stadt. Zwei Jahre ist nun der letzte Kontakt zu Bin Guo () schon her. Doch ihr Mann scheint sich kaum für seine Frau zu interessieren, auch seine Freunde wissen kaum, wo er steckt. Der Archäologe Dong Ming-Wan () lässt Shen-hong bei sich wohnen und versucht ihr dabei zu helfen, Bon zu helfen. Dieser ist mittlerweile als oberster Leiter der Abrissbehörde tätig und hat wahrscheinlich eine Geliebte.
Schließlich gelingt es Shen-hong, Bin zur Rede zu stellen. Doch ist es ihr klar, dass sie neue Pfade beschreiten muss, ohne die Person, die sie jahrelang belastet hat. Bei der Verabschiedung teilt sie Bin mit, dass sie sich neu verliebt habe und die Scheidung wünscht.
Wissenswertes
- Der chinesische Titel Sanxia Haoren bedeutet “Die guten Menschen der Drei Schluchten”.
- Still Life ist der erste Film von Jia Zhang-Ke, der in die deutschen Kinos kommt.
- Ungewöhnlich ist der kritische Ton an der chinesischen Regierung. Normalerweise werden solche Untertöne streng zensiert.
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen im Internet
- Deutsche Website zum Film
- Gespräch mit Jia Zang-Ke über die Zensurbehörde Chinas in der TAZ
- Artikel über die Gewinner des Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig
- Zusammenstellung von Kritiken auf filmz.de
- Weitere Rezension auf programmkino.de
- Filmkritik auf cinefacts.de
- Essay über den Regisseur auf senseofcinema.com (engl.)
Quellen
- Still Life beim deutschen Verleiher Delphi