Stefan Raab

Gezeigte Person, Akteur, Komponist

Stefan Konrad Raab (* 20. Oktober 1966 in Köln) ist ein deutscher Showmaster, Entertainer, Musiker und Musikproduzent.

Leben und Privates

Raabs Eltern betrieben in Köln-Sülz eine Metzgerei. In Sülz war Raab in seiner Kindheit auch Ministrant. Raab hat eine Schwester.

Nachdem Raab seine Abiturprüfung 1986 am von Jesuiten geleiteten Aloisiuskolleg in Bad Godesberg bestanden hatte, leistete er 1986/1987 seinen Grundwehrdienst ab (Flugbereitschaft BMVg in Köln-Wahn). Im Anschluss studierte Raab fünf Semester Rechtswissenschaft in Köln und Bielefeld und absolvierte parallel eine Metzgerlehre im elterlichen Betrieb, die er mit der Note „sehr gut“ als Bezirksbester abschloss.

Raab schirmt sein Privatleben von der Öffentlichkeit ab. Mit seiner Lebensgefährtin hat Raab zwei Töchter.

Musik

Als Produzent von Werbejingles machte sich Stefan Raab 1990 selbständig (Jingles & Spots für ARD-Morgenmagazin, Bärbel Schäfer, Blend-a-Med, Veronas Welt). Unter anderem produzierte er für Bürger Lars Dietrich, Die Prinzen und das RIAS-Rundfunkorchester. Er hat einen eigenen Musikverlag, den Roof Groove Musikverlag Stefan Raab, der die Rechte seiner musikalischen Werke verwaltet. Der Name spielt auf den Ort des ersten Studios an, das sich in seiner Dachgeschosswohnung befand. Veröffentlicht wird unter dem Plattenlabel RARE (= Raab Records).

1990 erschien sein erstes Album The Best of Schäng and the Gäng Vol. 3, an dem auch der Jazz-Trompeter Till Brönner mitwirkte, 1993 folgte Get Ready mit Instrumentalmusik.

1994 sang er in seiner Sendung Vivasion während der Berichterstattung zur Fußball-Weltmeisterschaft live einen Rap-Song über den damaligen Bundestrainer Berti Vogts. Kurz darauf veröffentlichte er diesen Song als Stefan Raab & die Bekloppten unter dem Titel Böörti Böörti Vogts, der Song erreichte im Juli 1994 Platz 4 der deutschen Hitparade. 1995 folgte eine Coverversion von „Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews, das er zusammen mit Bürger Lars Dietrich und Jürgen Drews singt. Die Single erreichte Platz 27 in der deutschen Hitparade.

Im März 1996 kam er mit dem Lied Hier kommt die Maus, das zum 25. Geburtstag der Kinderfernsehsendung Die Sendung mit der Maus veröffentlicht und mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet wurde, bis auf Platz 2 der deutschen Hitparade. Mit dem ECHO 1997 erhielt er die Auszeichnung als bester nationaler Produzent des Jahres für sein Album Schlimmer Finger.

Im Frühjahr 1998 komponierte er unter dem Pseudonym Alf Igel – eine Anspielung auf Ralph Siegel – den Hit Guildo hat euch lieb für den Sänger Guildo Horn, der damit beim Eurovision Song Contest unter 25 Teilnehmern den siebten Platz erzielte. Auch in der deutschen Hitparade war der Titel erfolgreich und kam auf Platz 4.

Nach dem Start der Sendung TV total benutzte Raab zahlreiche Fernsehausschnitte zur Komposition neuer Hits wie zum Beispiel im Sommer 1999 Ö la Palöma Blanca der „Ö La Palöma Boys“. Kurz danach folgte der Song Maschen-Draht-Zaun (der Dreifach-Gold erreichte). Im Mai 2000 nahm er mit dem Titel Wadde hadde dudde da? selbst am Eurovision Song Contest teil und erreichte Platz 5. Im September 2000 produzierte er die Single Ho Mir Ma Ne Flasche Bier, bei der ein Sprachausschnitt von Gerhard Schröder verwendet wurde. Im November 2001 komponierte, interpretierte und produzierte er den Song Wir kiffen. Im November 2002 schrieb er den Hit Gebt das Hanf frei!, bei dem er einen Ausspruch des Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele benutzte.

Ende 2003 bis Anfang 2004 landete er einen großen Erfolg mit dem Casting-Wettbewerb SSDSGPS (Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star), mit dem er einen Kandidaten für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2004 suchte. Der Gewinner dieses Castingwettbewerbes, Max Mutzke, erreichte bei der Vorauswahl Germany 12 Points den ersten Platz, womit Raab sich zum dritten Mal einen Auftritt beim Eurovision Song Contest sicherte. Unter 24 Teilnehmern erreichte Max Mutzke den achten Platz, in der deutschen Hitparade gelang der Sprung von 0 auf Platz 1. Für das Konzept von SSDSGPS erhielt Raab 2005 einen Adolf-Grimme-Preis.

2005 initiierte Stefan Raab in Anlehnung an den Eurovision Song Contest den Bundesvision Song Contest. Dabei repräsentieren die Teilnehmer die verschiedenen Bundesländer. Nach eigener Aussage war eine seiner Hauptmotivationen zur Gründung dieses Wettbewerbs, deutsche Musiker zu fördern. Daher singen die Teilnehmer ihre Texte dort auch in deutscher Sprache.

Raab schrieb auch mehrere Lieder für den Bully-Film (T)Raumschiff Surprise – Periode 1; darunter den als Single erschienenen Song Space Taxi, in dem er auch zusammen mit Michael „Bully“ Herbig (Mr. Spuck), Christian Tramitz (Captain Kork) und Rick Kavanian (Schrotty) singt.

Seine letzte Single I want Rock veröffentlichte er unter dem Pseudonym Dicks On Fire – ebenfalls eine Auskopplung aus dem bereits ein Jahr vorher erhältlichen Soundtrack zu „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“. Diese Gruppe besteht außer ihm noch aus Rick Kavanian und Max Mutzke, der den Refrain singt.

Fernsehen

Die Fernsehkarriere von Stefan Raab begann im November 1993 eher zufällig beim Musiksender VIVA, dem er eigentlich seine Programmjingles anbieten wollte. Nach einem Casting wurde ihm die Moderation der Sendung Vivasion angeboten, die von Dezember 1993 bis Dezember 1998 ausgestrahlt wurde. Außerdem moderierte er die monatlich ausgestrahlte Sendung Ma kuck’n. Entdeckt wurde er von Aufnahmeleiter Marcus Wolter, der auch die Show TV total entwickelte.

Seit März 1999 moderiert Raab die Sendung TV total auf dem Privatsender ProSieben, die anfangs wöchentlich ausgestrahlt wurde und seit Frühjahr 2001 vier mal pro Woche läuft. Daneben organisiert und vermarktet Raab in unregelmäßigen Abständen Show-Veranstaltungen, unter anderem die Wok-Weltmeisterschaft, Schlag den Raab, Turmspringen, Stockcar-Rennen und Parallelslalom (siehe auch Sondersendungen bei TV total).

2005 übernahm er zum 10-jährigen Jubiläum des Comets, des Musikpreises des Senders VIVA, zusammen mit Gülcan Kamps die Moderation der Verleihung. Ausgestrahlt wurde die Show erstmals auf ProSieben und später auf VIVA mehrfach wiederholt. 2

Außerdem produzierte seine Firma Raab TV (Raab und Brainpool halten je 50 %), eine Tochter der Brainpool TV GmbH (Stefan Raab besitzt als Gesellschafter 25 % der Anteile), mehrere Comedysendungen wie z. B. elton.tv.

Radio

1997 moderierte Stefan Raab im WDR/Eins Live die zweistündige Sendung Raabio, eine Radio-Entertainment-Show mit Musik, die live gesendet wurde. Außerdem nahm Raab die Telefon-Comedy-Folgen Professor Hase auf, bei denen er telefonisch nichts ahnende Mitmenschen als Professor Hase anrief und verschaukelte.

Auszeichnungen

Für die Unterhaltungssendung TV total erhielt Raab den Deutschen Fernsehpreis sowie den Comedy-Preis Die bronzene Rose von Montreux. Als Komponist und Produzent veröffentlichte er zahlreiche Singles, die mit Gold und Platin ausgezeichnet wurden. Für seine Castingreihe „Stefan sucht den super Grand Prix Star“ (SSDSGPS) im Rahmen von TV Total gewann er 2005 den Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie Spezial für die „Entdeckung und Förderung junger Musiktalente“. Am 29. Mai 2005 wurde Stefan Raab, der in seinen Sendungen vielfach besonders zwischen deutscher und türkischer Kultur zu vermitteln versucht, neben Johannes Rau mit dem Deutsch-Türkischen Freundschaftspreis ausgezeichnet. In den Jahren 2000 bis 2003 erhielt er jeweils den Goldenen Bravo Otto in der Kategorie „Comedystar“. 2000 und 2005 wurde Raab mit dem ECHO in der Kategorie Nationaler Produzent ausgezeichnet. Ebenfalls einen ECHO erhielt er 2005 in der Kategorie Medienpartner des Jahres. Am 29. September 2007 erhielt Raab den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Beste Unterhaltungssendung für die fünfte Ausgabe von Schlag den Raab. Am 6. Februar 2008 erhielt Schlag den Raab die Goldene Kamera.

Kritik

Stefan Raab war anfangs ein sehr umstrittener Medienstar. Seine Karriere wurde von Klagen und heftiger Kritik begleitet. Vorgeworfen wird ihm unter anderem, dass sein Humor häufig auf Kosten schwächerer oder medienunerfahrener Menschen gehe. Auch sollte sich Stefan Raab bestehender Vorurteile gegenüber gesellschaftlichen Randgruppen bedienen und sie weiter bestärken. „Was Raab hier macht, ist Unterhaltung nach dem Motto: Je niedriger die Schublade, desto höher die Quote“, sagte beispielsweise der CDU/CSU-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach.

Für Aufsehen sorgte Raab, als es 2005 in einem Beitrag seiner Sendung hieß, Sachsen sei so beliebt, dass einmal 1000 Engländer zu Besuch gekommen seien. Dies war eine Anspielung auf das Bombardement der Stadt Dresden durch britische Luftkräfte, bei dem 1945 etwa 35.000 Zivilisten ums Leben kamen. Raab entschuldigte sich in einer schriftlichen Stellungnahme für die Äußerung, nachdem sich Sachsens Ministerpräsident mit den Worten „kein Dresdner, kein Sachse und kein Deutscher hat für diese bodenlose Geschmacklosigkeit Verständnis“ beim Haussender Raabs beschwert hatte.4

Raab wird auch vorgeworfen, er würde einerseits zwar immer wieder das Persönlichkeitsrecht von anderen Leuten angreifen und doch andererseits seine eigene Familie streng von der Öffentlichkeit abschirmen (siehe oben). Raab argumentiert dagegen in Interviews, dass seine satirischen Darstellungen sich gerade auf Menschen beziehen, die ihre Persönlichkeit und ihr Privatleben aus eigener Entscheidung heraus in die Öffentlichkeit tragen und sich damit zum legitimen Objekt von Satire machen.

Die von Raab unfreiwillig berühmt gemachte Regina Zindler, der ihre Medienpräsenz zur psychischen Belastung wurde, sah sich gezwungen, ihren Wohnort zu wechseln.

Klagen

Im Laufe seiner Karriere wurden zahlreiche Klagen gegen Stefan Raab erhoben, von denen einige auch der Öffentlichkeit bekannt geworden sind.

Das Oberlandesgericht Köln verurteilte Stefan Raab zu einer Zahlung von 5.000 Euro an einen Mann, den er in seiner Show als „schwule Sau“ beleidigt hatte.

Auch die Klage einer 16-jährigen Schülerin, über deren Namen er sich exzessiv lustig gemacht und ihr unter anderem gute Chancen im Pornogeschäft vorausgesagt hatte, wurde gerichtsanhängig. Diese beklagte, in Folge dieser „derben Späße“ obszöne nächtliche anonyme Anrufe zu erhalten, den Belustigungen ihrer Mitschüler und den Beleidigungen fremder Passanten ausgesetzt zu sein. Das Oberlandesgericht Hamm verurteilte Raab schließlich wegen schwerwiegender Verletzung der Persönlichkeitsrechte zu 70.000 Euro Schadensersatz.

In einem weiteren Fall hatte Raab in seiner Sendung vom 6. September 2004 einen Ausschnitt der hr-Nachrichten Hessen-Aktuell gezeigt, in der die damals 28-jährige Türkin Nil S. aus Frankfurt zu sehen war, die die Schultüte ihrer gerade eingeschulten Tochter in der Hand hielt. Er kommentierte die Szene mit den Worten: „Unfassbar, oder? Die Dealer tarnen sich immer besser.“ Nach mehreren Gerichts- und Berufungsverfahren nahm die Klägerin ein Schmerzensgeldangebot in Höhe von 20.000 Euro zusammen mit einem schriftlichen Entschuldigungsschreiben an und zog im Gegenzug ihre Klage zurück.

Raab selbst gewann eine Klage gegen den Musiker und Produzenten Moses Pelham. Dieser hatte ihm 1997 hinter den Kulissen der ECHO-Verleihung ins Gesicht geschlagen und dabei das Nasenbein gebrochen, weil Raab ihn in einer Sendung seiner Show mit „Möschen“ tituliert hatte und Pelham über längere Zeit Gegenstand von Satiren war, u. a. wurden Interviews und Videoclips verulkt und die Zuschauer aufgefordert, gebastelte Moses-P-„Köpfe“ in die Sendung zu schicken. Raab wurde ein Schmerzensgeld von 10.000 D-Mark zugesprochen, das er anschließend für einen guten Zweck spendete.

Quellen

1. ↑ Welt Online: Stefan Raab wird zum zweiten Mal Vater, 15. September 2006
2. ↑ Stefan Raab präsentiert: „COMET 2005“ – der deutsche PopMusik-Preis
3. ↑ Stefan Raab und Gülcan moderieren "Comet"-Verleihung bei ProSieben
4. ↑ Berliner Kurier: Raab verhöhnt Dresdner Bombenopfer, 4. Februar 2005
5. ↑ Spiegel Online: Witze über Bombardierung Dresdens: Raab entschuldigt sich, 3. Februar 2005
6. ↑ Stern Online: Raab spart 130.000 Euro, 20. März 2006
7. ↑ Laut.de: Moses Pelham, der Rächer der Beleidigten (Link zu web.archive.org), 2. September 1998
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