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Erläuterungen zu Drei Farben Weiß

 

Erläuterungen zu Drei Farben Weiß

Weiß soll hier Synonym des Fehlens tieferer Bedeutung sein. Drei Farben: Weiß ist eine schwarze Komödie voller grotesker Zufälle, widerspenstiger Fallen und augenzwinkernder Slapsticks in der Nachwendezeit in Warschau. Ungleichheit schien damals nirgendwo größer zu sein, als in Polen. Der Film ist eine Tragikomödie mit ambivalentem Happy End, reich an Ereignissen und überraschenden Wendepunkten.

Wieder einmal steht das Ende einer Beziehung am Anfang. Die Verbindung zu Drei Farben: Blau besteht im Verlust: Julie gibt alles freiwillig auf, Karol wird dazu gezwungen. Julie bewältigt es indem sie sich der sozialen Realität entzieht, Karol indem er sie für sich nutzt und gestaltet, sie instrumentalisiert. Auch hier Flashforwards und Flashbacks. Karol ist unten, in der Untergrundbahn, unten im Flugzeug.

Ausgangsfrage ist auch in Drei Farben: Weiß wieder: Wie reagiert eine Person auf den emotionalen Schock des totalen Verlustes? Karol durchlebt den gesellschaftlichen Aufstieg vom traurigen Clown zum gelackten Wirtschaftshai. Drei Farben: Weiß wird fast noch Ein Kurzer Film über die Liebe, erst in der Trennung erreichen Karol und Dominique den Gleichklang ihrer Gefühle. Wieder gibt es ein Happy End im Konjunktiv. Schließlich sind sie in Drei Farben: Blau mit im Boot und offensichtlich wieder vereint.

Zu ersten Mail ist die Musik von Zbigniew Preisner hier keine selbständige dramaturgische Figur. Die Kamera ist im Vergleich zu Drei Farben: Blau , spröde und realistisch. Vorwiegend Totalen und Naheinstellungen, viele Kamerafahrten, fast keine Filter, geradezu Annäherung an S/W. Bewusste Verwendung von Elementen des Kinos der moralischen Unruhe wird deutlich (Szenerie, Kamera, Figuren). Persiflage auf Krzysztof Kieślowski früheren Stil.