Fast dokumentarisch erzählt die Tragikkömödie über die Beziehungskrisen zweier Ehepaare und die Sehnsucht aus dem tristen Alltag auszubrechen. Über den Humor gelingt es Andreas Dresen in diesem ostdeutschen Nachwendefilm dem Zuschauer das triste Alltagsleben der zwei Ehepaare in Frankfurt/Oder auf erträgliche Art und Weise vorzustellen.
Handlung
Das Ehepaar Uwe (Axel Prahl) und Ellen Kukowski (Steffi Kühnert) ist dreizehn Jahre verheiratet und hat zwei Kinder. Die Familie lebt in einer Plattenbausiedlung in Frankfurt a. d. Oder. Uwe betreibt in der Nähe der Wohnung einen Imbissstand auf halber Treppe. Ellen arbeitet bei der Parfümerie-Douglas in der Innenstadt. Zu ihren gemeinsamen Freunden zählt das Ehepaar Düring. Christian Düring (Thorsten Merten) modiert die Radiosendung “Dauerpower vom Powertower” und Katrin Düring (Gabriela Maria Schmeide) arbeitet an der deutsch-polnischen Grenzstation. Auch Christian und Katrin haben eine gemeinsames Kind. Die halbwüchsige Tochter Julia (Julia Ziesche) macht gerade die ersten sexuellen Erfahrung.
Die vier Freunde gehen auf die Vierzig zu. Zum größten Teil besteht ihr Leben aus Routine und Arbeit. Wenn der Wellensittich Hans-Peter zur offenen Balkontür der Kukowskis hinausfliegt, ist dies bereits ein familäres Großereignis. Die Frauen beschweren sich über zu wenig Zärtlichkeit und Langeweile. Lediglich gemeinsame Dia-Abende mit großzügigem Alkoholkonsum sorgen für eine willkommene Abwechslung.
Bei einem solchen Abend läßt Kathrin ihr Handy bei den Kukowskis liegen. Am nächsten Tag bringt es Ellen Christian in den vierundzwanzigsten Stock des Powertowers. Bei diesem Zusammentreffen entdecken sie ihr Interesse aneinander. Kurze Zeit später fahren sie unter eine Autobahnbrücke und beginnen eine Affäre. Zu jeder Gelegenheit treffen sie sich. Bis eines Tages Katrin früher von der Arbeit kommt und die Beiden beim Liebesakt in der Badewanne überrascht. Kurze Zeit später erfährt auch Uwe von dem Verhältnis seiner Frau und Christian.
Um die Sache zu klären ergreift Uwe die Initiative und lädt zum sonntagnachmittäglichen Kaffeekränzchen ein. Sein Lösungsvorschlag sieht vor, dass sich die Zwei einfach nicht mehr sehen sollten. Darauf möchten sich Ellen und Christian aber nicht einlassen. Sie gehen einen Schritt weiter und plannen zusammen zu ziehen. Über eine Maklerin suchen sie eine gemeinsame Wohnung. Aber nach der Besichtigung der siebten Wohnung merkt Christian auf einmal, dass er sich überhaupt nicht von seiner Frau trennen möchte. Er möchte es noch einmal mit Katrin versuchen und ihr Vertrauen zurückgewinnen.
Als Ellen nach Hause kommt, präsentiert ihr Mann eine neue Einbauküche. Er hofft durch die Investition seine Frau nach Hause holen zu können. “Neue Küche, neues Glück”. Uwe irrt sich. Ellen trennt sich endgültig. Lediglich Hans Peter, der Wellensittich, kehrt unvermutet zurück und klettert in den Käfig.
Interessantes
- Am Anfang des Filmes steht neben Uwes Imbisstand ein einsamer Dudelsackbläser. Von dem Gedudel völlig entnervt bittet ihn Uwe etwas weiter entfernt zu spielen. Als Running-Gag gesellen sich über die Zeit immer mehr Musikanten zu dem Dudelsackspieler. Uwe beobachtet dies mit Argwohn. Am Ende überwindet er aber seine Abneigung gegen die inzwischen 17 Musiker und lädt sie in sein Imbisszelt ein. Die Berliner Band 17 Hippies gestaltete den gesamten, atmosphärisch stimmigen Soundtrack des Filmes.
- Andreas Dresen arbeitete nicht mit einem festen Drehbuch, sondern ließ die Schauspieler den gesamten Film improvisieren. Das Schauspielerteam verbrachte drei Monate in Frankfurt a. d. Oder. Um sich in das Lebensgefühl einzufühlen, arbeitet sie wirklich in den Berufen, die sie im Film ausüben. Der ehemalige Dokumentarfilmer Dresen schuf einen Film, bei dem Fiktion und Dokumentation sehr nah bei einander liegen1.
- Da der Film mit DV-Handkameras gedreht wurde und eine realistische Ästhetik wählte, wurde er mehrfach mit den Dogma 95-Filmen verglichen.
- Die Filmcrew bestand lediglich aus 12 Personen, von denen jeder das gleiche Gehalt auf Wochenbasis bekam.
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen im Netz
- Trailer auf Homepage zum Film
- Links zu deutschsprachigen Filmkritiken auf filmz.de
- Filminformationen auf der Website der Berlinale
Quellen
1 Dogmen sind Schwachsinn von Margret Köhler in der Berliner Morgenpost vom 02.10.2002
- Filmbeschreibung bei Dieter Wunderlich
- Halbe Treppe auf Wikipedia (dts.)