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Die aufwendigen Nachbauten des Bootes

 

Die aufwendigen Nachbauten des Bootes

Bereits in den Jahren 1976/77 begann der Produktionsdesigner Rolf Zehetbauer mit dem detailgetreuen Nachbau eines U-Bootes des Types VII C. Anhand zahlreicher Photographien, die der Autor Lothar Günter Buchheim an Bord der realen U96 als Kriegsberichterstatter geschossen hatte, versucht er die Rekonstruktion so detailgetreu wie möglich durchzuführen. Noch bevor ein Drehbuch existiert verschlingt der Bau der Boote bereits Millionen von DM.

Das U96 war ein legendäres deutsches U-Boot, das am 08. August 1940 vom Stappel der Germania Werft Kiel lief. Im selben Jahr am 04. Dezember hatte es unter Kapitän Lehmann-Willenbrock seine erste Feindfahrt. Mit der extrem großen Trefferquote von 45.478 Bruttoregistertonnen wurde es eines der erfolgreichsten deutschen U-Boote. Im Jahr 1941 erhielt es von einem damals populären Cartoonzeichner das propagandawirksame Sägefisch-Turnmailing, welches auch häufig im Film zu sehen ist.

Insgesamt entstanden vier verschiedene Modelle auf dem Studiogelände der Bavaria. Am aufwendigsten war die Rekonstruktion der zwei 1:1 Nachbauten des legendären U-Bootes. Zehetbauer baute ein 1:1 Modell für die Innenkulisse und ein 1:1 Modell des Außenboot. Die Innenkulisse stand während der Dreharbeiten in den Hallen 4/5 der bayrischen Filmstudios auf einer komplexen Wippe, mit der die Wellenbewegungen bzw. Bombendetonationen simuliert wurden. Selbst der überaus kritische Autor des Buches Lothar Günter Buchheim ist überwältigt, als er das erste Mal den Nachbau betritt:

“Als ich in Geiselgasteig das erste Mal nach mehr als 35 Jahren wieder in dieses Boot kam – in diese Replik des Druckkörpers eines U-Bootes vom Typ VII C -: traf es mich wie ein Schock. Ich hatte gedacht, für den Film werde alles aus Styropor gemacht, aus Pappmache und Sperrholz. Aber als ich dann merkte, wie man jedes Handrad, jedes Ventil,auch die Druckknöpfe für die Tiefensteuerung anfassen konnte, wie ich mich plötzlich wieder von den gleichen Manometern umstellt fand wie damals, riß es mich: Auf so einem U-Boot habe ich als Kriegsberichter eine Höllenfahrt mitgemacht, in so einer Zentrale, dem Herzstück des U-Bootes.”1

Die Dreharbeiten auf dem 1:1 Nachbau des Außenbootes fanden im Oktober 1980 statt. In chronologischer Reihenfolge wurde zunächst das Auslaufen des U96 im alten U-Boot-Hafen von La Rochelle, Bretagne, France, La Rochelle gedreht. Es sollten weitere Szenen auf hoher See folgen. Doch bereits am Dritten Drehtag kam ein Sturm auf. Der Nachbau geriet in Seenot. Schnell wurden alle Schauspieler von Deck des U-Bootes geholt. Das Außenboot, das sich mit Wasser gefüllt hatte, wurde in eine nahegelegene Bucht gebracht. Am nächsten Morgen war das Boot nicht mehr da. Es war über Nacht in mehrere Teile zerbrochen und gesunken. Einige Frackteile wurden an den Strand gespült.

Die Filmcrew stand unter Schock. Ein zweiter Nachbau konnte nicht finanziert werden. Selbst wenn das Geld vorhanden gewesen wäre, hätte der erneute Nachbau zu lange gedauert. Man entschloss sich die meisten Szenen auf dem Oberdeck zu streichen, beziehungsweise in Großaufnahme zu drehen und für die Schlussszene, in der das Außenboot essentiell war, den Nachbau provisorisch zu reparieren.

Da bereits vor dem Zwischenfall bekannt war, dass das 1:1 Modell nur bei ruhiger Seegang seetauglich war, wurde ebenfalls ein 1:6 Modell des U96 angefertigt. Vor Helgoland wurden die Sturmszenen gefilmt. Das 11 Meter lange Modell war zunächst bemannt. Fünf Wochen drehte das Team vor Helgoland, bis es zu einer lebensgefährlichen Situation kam. Die Zugseile hatten sich am Stahlkörper verfangen und das Boot mit dem Steuermann Ludwig Huppmann in die Tiefe gerissen. Der Nachbau konnte zwar schnell wieder geborgen werden, aber die Dreharbeiten wurden danach eingestellt. Es wurden Konstruktionsverbesserungen vorgenommen und eine Fernsteuerung eingebaut. Den 11-Meter Nachbau lieh sich der Hollywood-Regisseur Steven Spielberg von den Bavaria Filmstudios für den Film Indiana Jones und der Jäger des verlorenen Schatzes.

Für die Unterwasser-Aufnahmen des Bootes wurden noch ein 2,5 Meter langes und ein 5,5 Meter langes Modell des Unterseebootes angefertigt.

Quellen

1 Die Wahrheit blieb auf Tauchstation Artikel von Lothar Günter Buchheim in der GEO

  • Informationstafeln bei der Ausstellung “Das Boot – Revisited” im Deutschen Filmmuseum Frankfurt/Main vom 19.09.2006-07.01.2007