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Die Vorgeschichte zum Film

 

Die Vorgeschichte zum Film

Die Idee

Ein Zeitungsartikel, der die Kindheit eines jungen Mädchens mit ihren gehörlosen Eltern schilderte, war es, der die deutsche Regisseurin Caroline Link während eines Amerikaaufenthalts zu ihrem Spielfilmdebüt Jenseits Der Stille inspirierte. Sie war fasziniert von der lebendigen Erzählung der Kindheitserinnerungen einer Frau, die mit zwei taubstummen Eltern aufgewachsen war und beschloß, weiter zu recherchieren.

Bei ihren Nachforschungen bekam die Regisseurin schon bald neue Einblicke: sie besorgte sich Literatur zum Thema und war fasziniert von den eindringlichen Schilderungen und der Anmut der Gebärdensprache. Nachdem sie auch Kontakt zu gehörlosen Menschen aufgenommen hatte und von ihnen viel über deren Sprache und besondere Lebensweise gelernt hatte, machte sie sich daran, das Drehbuch für ihren Film zu schreiben.

Die Umsetzung

Weil in den 90er Jahren das deutsche Kino jedoch mehr auf Beziehungskomödien ausgerichtet war, hatte die junge Regisseurin zunächst Schwierigkeiten, Geldgeber für ihre Idee zu begeistern. Zu groß erschien das finanzielle Risiko eines Familienfilms mit Behinderungsthematik. Immer wieder bekam sie zu hören, dass das Publikum eher mit heiteren leichten Komödien in die Kinos zu locken sei und nicht mit einem sentimentalen Behindertendrama. Dennoch blieb Caroline Link hartnäckig und gab die Suche nach Förderern ihres ambitionierten Projekts nicht auf.

Der Erfolg

Und der Erfolg hat ihr letztendlich recht gegeben. Mit Buena Vista gelang es der jungen Nachwuchsregisseurin, einen großen Verleih von ihrem Film zu überzeugen. Und auch die vielfachen Filmpreise und Nominierungen zeigen, dass es sich für sie gelohnt hat, für das Projekt zu kämpfen: Allein in Deutschland lockte der Film 1,7 Millionen Zuschauer ins Kino.

Jenseits Der Stille bekam nicht nur Preise bei der Verleihung des Deutschen und des Bayerischen Filmpreises, sondern wurde auch international gewürdigt: Der Film wurde unter anderem als Bester Film des Tokyo Grand Prix prämiert und in den U.S.A. bei der Oskarverleihung 1996 als Bester Ausländischer Film nominiert.

Die Regisseurin über ihren Film

Auch Caroline Link ist zufrieden mit ihrem Werk. Wichtig war ihr nicht nur, die Gehörlosen-Thematik in ihrem Film zu vermitteln, sondern vielmehr einen Film über das Erwachsenwerden zu drehen:

“Das eigentliche Thema ist ein Vater-Tochter-Verhältnis, eine Geschichte ums Erwachsenwerden und darüber, wie schwer es ist, seinen eigenen Weg zu finden und ihn auch zu gehen.”1

Dass dabei auch die Probleme des Alltags in einer Familie mit Gehörlosen eine Rolle spielen sollten, war der jungen Regisseurin von vornherein klar. Allerdings sollte dabei das Augenmerk mehr auf die familiären Konstellationen gelegt werden, während sie unter allen Umständen ein sentimentales Gehörlosen-Drama vermeiden wollte:

“Natürlich geht es auch um “Probleme”, aber das heißt nicht, daß man daraus keinen spannenden Film machen kann. Ich wollte die Eltern nicht als die armen Gehörlosen darstellen, sondern als Persönlichkeiten mit ihren ganz eigenen Problemen – mit ihren Freuden und ihrem Humor. Dasselbe gilt für die Kinder.”2

Während ihr von Kritikerseite teilweise vorgeworfen wurde, dass sie zu sehr auf kurzweiliges Gefühlskino gesetzt3 und damit vom eigentlichen Kern des Geschehens weggeführt hätte4, findet Caroline Link diese Kritik an ihrem Film ungerechtfertigt:

“Mir war wichtig, daß die Gefühle nicht konstruiert erscheinen. Ich will die Zuschauer nicht zum Weinen bringen, sondern vertraue in meine Schauspieler. Oft genug gab es Momente, wo wir Szenen betont reduziert gespielt und inszeniert haben. Schon bei der Besetzung war mir wichtig, das “Süßliche” zu brechen: also keine 18jährige mit Rehaugen, sondern eigenwillige, sperrige Typen mit einem eigenen Gesicht.”5

Gegen gefühlsbetonte Enden im Kino hat die Regisseurin dagegen gar nichts. Im Gegenteil, bezeichnet sich Caroline Link als große Freundin des Happy End:

“Ich liebe Happy-Ends. Wobei das hier aber ein offenes Ende ist: Vater und Tochter werden ihre eigenen Wege gehen.”6

Und ein Happy End hat es für den Film und seine Regisseurin in jedem Fall gegeben. Auch wenn es bei der Verleihung der Oscars nur bei einer Nominierung blieb, hat der Film deutschland-, europa- und weltweit ein unerwartet breites Publikum gefunden.

Quellen

1 Interview mit der Regisseurin in unicum

2 Interview mit der Regisseurin in unicum

3 Filmkommentar von Frank Ehrlacher auf moviemaster.de

4 Filmbesprechung von Andreas Kilb in Die Zeit vom 20.12.1996, nachzulesen auf filmportal.de

5 Interview mit der Regisseurin in unicum

6 Interview mit der Regisseurin in unicum