Absichtserklärung vier dänischer Regisseure mit dem Ziel, "bestimmten Tendenzen" des modernen Kinos entgegenzuwirken. Hierbei handelt es sich vor allem um Digitalisierungs- und Globalisierungstendenzen, denen eine Alternative gegenüber gestellt werden sollte.

Anlässlich des hundertsten Geburtstags des Films, stellten im Mai 1995 die dänischen Regisseure Lars von Trier, Thomas Vinterberg, Kristian Levring und Søren Kragh-Jacobsen ihr am 13. März 1995 unterzeichnetes Manifest für die Produktion von Filmen in Paris vor.

Dieses richtete sich insbesondere gegen die im Produktionsgewerbe zunehmende Wirklichkeitsillusion im Film mittels spezieller technischer Effekte und Hilfsmittel sowohl bei der Kameraführung als auch bei Ton- und Lichteinstellungen.

Die Motivation, das Kino zuschauernah zu gestalten, eine realistische Atmosphäre zu schaffen und so keine Ablenkung durch Illusion und Manipulation zu schaffen, führte dazu, dass ein Katalog von Regeln aufgestellt wurde, denen sich freiwillig diejenigen Regisseure unterwerfen konnten, die ihren Filmen das Zertifikat “Dogma 95” verleihen wollten.

  1. Die Drehorte müssen ausschließlich Originalschauplätze sein, als Kulisse und Requisite darf lediglich das verwendet werden, was vor Ort vorhanden ist.
  2. Der Ton darf niemals unabhängig vom Bild produziert werden, so dass Musik immer im Film direkt vorkommen muss, währen Hintergrundmusik verboten ist
  3. Es wird ausschließlich mit Handkamera gedreht. Jede Bewegung oder Bewegungslosigkeit, die mit der Hand erreicht werden kann, ist erlaubt. Der Film soll nicht daran gebunden sein, wo die Kamera steht, die Kamera soll viel mehr dorthin gezogen werden, wo der Film stattfindet.
  4. Die Aufnahme erfolgt in Farbe, eine künstliche Belichtung ist nicht gestattet
  5. Die Aufnahme mit Filter oder Spezialeffekten ist nicht erlaubt
  6. Die Darstellung von oberflächlicher Action sowie von Morden und Waffen ist nicht erlaubt
  7. Es sind nur Darstellungen des “Hier und Jetzt” vorgesehen, zeitliche und geographische Verfremdungen sind nicht erlaubt
  8. Es darf sich nicht um einen Film handeln, der eindeutig einem bestimmten Genre zuzuordnen ist
  9. Als Filmformat wird ausschließlich Academy 35mm akzeptiert. Unter Akademy versteht man, daß das Verhältnis der Bildseiten 3:4 beträgt. Somit entspräche es dem Fernsehformat und steht im Gegensatz zu den heutzutage gebräuchlichen Kinoformaten 16:9 oder Breitleinwand.
  10. Der Regisseur wird weder im Vor- noch im Abspann namentlich genannt

Zu den ersten Dogma 95 Filmen gehörten Thomas Vinterbergs Das Fest (1998), mit dem der Regisseur in Cannes den Sonderpreis der Jury gewann, sowie Lars von Triers Film Idioten (1998). Auch Søren Kragh-Jacobsens Film Mifune - Dogma III erhielt als dritter Dogma 95 Film bei der Berlinale 1999 den silbernen Bären. Aufgrund der weitgehende Emanzipation von aufwändiger Spielfilmtechnik, einer realistischen Schauspielführung und der bevorzugten Sujets bewegte sich das Dogma auf der Grenzlinie zum Dokumentarismus und fand auch international große Anerkennung. Offiziell unterschrieben über 60 Regisseure weltweit das Manifest.

Nachdem in den meisten Dogma-Filmen Verstöße gegen die strengen selbstauferlegten Regeln zu finden waren, beschlossen die vier Gründer der Bewegung Dogma 95 genau 10 Jahre nach der spektakulären Manifestation in Paris eine Aufweichung ihrer Vorschriften. Es wurde kein Dogma 95 Zertifikat mehr erteilt. Bis zu diesem Zeitpunkt existierten 35 Filme, die das Dogma 95 Zertifikat tragen. Von nun an sollte es hingegen jedem Produzenten freistehen, zu entscheiden, ob sein Film den Dogma-Kriterien entspricht oder nicht.

Zitate

“Dogma ist »unplugged«, biodynamisches und ökologisches Filmemachen. Es geht einfach um gute Schauspieler und eine gute Geschichte” (Søren Kragh-Jacobsen)

Quellen

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