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Filmversionen

 

Ein Film, viele Versionen

Als Blade Runner 1982 in die Kinos kam, handelte es sich nicht um den Film, den Regisseur Ridley Scott und seine Crew sich vorgestellt hatten.

US-Version

In mehreren Testvorführungen hatte das Publikum offensichtlich Schwierigkeiten, dem Inhalt des Films zu folgen. Zusätzlich waren viele mit dem offenen, düsteren Ende nicht einverstanden. Die Produzenten entschlossen sich daraufhin, den Film mit sogenannten „Voice-Overs“, also Kommentaren aus dem Hintergrund, zu versehen. Regisseur Scott und Harrison Ford waren strikt gegen diese Erweiterung. Als Ford dennoch in ein Aufnahmestudio zwecks nachträglicher Kommentierung bestellt wurde, tat er dies in einer besonders schlechten und lustlosen Art. Er hoffte, dass auf diese Weise das Material für eine weitere Verwendung unbrauchbar würde. Dennoch ließen sich die Produzenten nicht von ihrem Vorhaben abbringen.

Noch dreister war man aber bei der Veränderung des Filmendes zu Gunsten eines Happy-Ends. Man besorgte sich ein paar Landschaftsaufnahmen aus Shining und kombinierte diese mit Hilfe von Farbfiltern mit einer Kurzaufnahme von Deckard und Rachel im Auto. Das ganze wurde durch einen optimistischen Voice-Over Kommentar ergänzt, in der Deckard erklärt, Rachel habe kein Enddatum. Ursprünglich (und in der späteren Fassung auch so dargestellt) sollte die Zukunft von Deckard und Rachel, sowie deren Enddatum völlig offen bleiben.

Abgesehen von der Dreistigkeit dieser Vorgehensweise, warf dieses neue, dümmliche Ende auch völlig unnötigerweise Logikfragen auf.

  • Woher wusste Deckard von Rachels Lebensdauer?
  • Warum leben Millionen von Menschen in molochartigen Riesengroßstadten und suchen ihr Heil auf fremden Welten, wenn sie doch vor ihrer Haustür offensichtlich unberührte Natur genießen konnten?

Letztendlich tat man mit diesen Änderungen dem Film garantiert keinen Gefallen. Allerdings handelte es sich hierbei um eine, in Hollywood durchaus übliche Vorgehensweise.

Rohfassungen

Nachdem Blade Runner Anfang der 90iger Jahre seinen Status als Kultfilm in zahlreichen Programmkinos behaupten konnte, erschienen ab 1991 die Rohfassungen des Films in den Kinos und auf diversen Filmfestivals. Diese Version wurde von Warner Bros. Entertainment als Director’s Cut verkauft, was aber von Scott abgelehnt wurde, da die Fassung verschnitten und ohne entsprechende musikalische Untermalung durch Vangelis war.

Director's Cut

Dennoch hat der Erfolg der Rohfassung Warner dazu veranlasst, einen von Ridley Scott autorisierten Director’s Cut in Auftrag zu geben. Dieser kam 1992 weltweit in die Kinos und bald darauf auf Video. 1997 wurde er in den USA als einer der ersten Filme auf DVD herausgegeben. Hergestellt wurde diese Filmversion von dem Filmrestaurator Michael Arick, der sich dabei strikt an die Anweisungen des Regisseurs hielt. Neben zahlreichen kleineren Änderungen weist der Film vor allem drei wesentliche Unterschiede zur US-Version auf.

  • Deckards erklärenden Voice-Over Kommentare wurden gestrichen.
  • Eine Traumsequenz mit einem Einhorn, das durch einen Wald rennt, wurde wieder eingefügt.
  • Die verunglückte Happy-End Sequenz wurde entfernt und durch ein offenes Ende ersetzt.

Special Edition

Bereits Mitte 2000 wurde Scott wiederum eingeladen, eine endgültige Fassung des Films zu produzieren. Hierbei sollte Blade Runner vor allem in technischer Hinsicht auf den neuesten Stand gebracht werden. Von den Negativen wurde eine digitale Kopie erstellt, die Spezialeffekte wurden aufgewertet und der Ton in ein 5.1 Dolby Digital Format umgewandelt. Jedoch scheiterte die Veröffentlichung vorerst wegen Rechteproblemen. Diese scheinen jedoch mittlerweile behoben, so dass Warner Bros. für 2007 Blade Runner als „25th Anniversary Edition“ veröffentlichen möchte. Ein zusätzlich erscheinendes DVD-Set soll vier Filmversionen enthalten: die 1982er US-Version, die 1982er internationale Version, den 1992er Director’s Cut und einen neuen 2007er Final Cut