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Walt Disneys Flucht nach Vorne

 

Walt Disneys Flucht nach Vorne

Die Zeiten wandeln sich

Walt Disney war Mitte der 1930er Jahre ein erfogreicher Produzent von Zeichentrick-Kurzfilmen. Die Trickfilme wurden in der Regel vor einem Hauptfilm in den Kinos gezeigt. Mit seinen Stars Mickey Mouse und Die Drei Kleinen Schweinchen hatte der Produzent weltweiten Ruhm erlangt und bereits mehrere Oskars gewonnen. Trotz des Erfolges musste Walt Disney sich eingestehen, dass die Nachfrage nach kurzen Cartoons kontinuierlich abnahm. Aus diesem Grund entwickelte er für Walt Disney Pictures eine neue Strategie.

Die Idee

Als Walt Disney während einer Reise nach Paris ins Kino ging, wurde er von einem Erlebnis inspiriert. In dem europäischen Filmtheatern liefen gleich fünf seiner Cartoon-Kurzfilme direkt hintereinander. Von diesem Augenblick an war er davon überzeugt, dass wennn ein Publikum sich fünf Zeichnentrick-Kurzfilme hintereinander anschaut, das Publikum auch einen Langfilm annehmen würde. Seine Frau Lilian und sein am Betrieb beteiligter Bruder Roy Disney konnten die Überzeugung zunächst nicht aufbringen. Ihr Versuch Walt umzustimmen scheiterte. Der Hollywood-Produzent setzte seine Vorstellungen gegen den Rat von mehreren Experten durch.

Forderung nach höheren Qualitätsmassstäbe

Jedoch wusste er, dass sich die Qualität der Zeichnungen und der Erzählstil deutlich verbessert mussten. Er engagierte Professor Don Graham vom Chouinard Art Institute, um seine Zeichner weiterzubilden. Sie studierten aufs Genauste Bewegungsabläufe, wobei die Trägheit der Masse eine bedeutendere Rolle zukam. Die Körpersprache der Figuren sollte gewählt sein und mehr ausdrücken. Lichtquelle und Schatten sollten stets mit bedacht werden, um sie effektvoll eingesetzten zu können. Die Kurzfilme, die parallel produziert wurden, dienten oft als Experimentierfeld. Das Team entwickelte neue Techniken. Walts Anliegen war es, dass der Film nicht flach wirkt. Durch die Übereinanderschichtung von Zeichenfolien wurde eine Tiefenillusion hergestellt. Montage und Zwischenschnitte wurden stilistisch dem Realfilm entlehnt.

An Schneewittchen arbeiteten 32 Hauptzeichner, 102 Zeichenassistenten, 167 Phasenzeichner, 20 Layouter, 55 Zeichner für Spezialeffekte und 158 Frauen, die alle Zeichnungen auf Zelluloid übertrugen und kolorierten. Das aufwendige Projekt sollte aber unter keinen Umständen unter Zeitdruck entsteht. Walt hatte den Anspruch, gleich aus dem ersten abendfüllenden Trickfilm ein Meisterwerk erwachsen zu lassen. Allein die kurze Waldszene in der Schneewittchen von dem von der Königen beauftragten Jägersmann ermordet werden soll, dauerte in der Entwicklung 6 Monate.

Die Finanzen werden knapp

Der Produktionszeitraum weitete sich auf zwei Jahre aus. Die geschätzten Produktionskosten von 600.000 $ wurden weit überzogen und schließlich drohte der Film an 250.000 $ zu scheitern. Um das restliche Geld aufzutreiben organisierte Roy Disney einen Preview der bereits fertiggestellten Teile des Filmes. Eingeladen wurde der Bankier Joe Rosenberg. Der Finanzexperte war beeindruckt und ahnte, dass der Film ein Erfolg wird. Letztlich stellte er das Geld bereit, obwohl der Erfolg in den Hollywood-Kreisen als äußerst riskant galt.

Der knapp 1,5 Mio US$ teure Film wurde ein Erfolg, gewann einen Spezial-Oskar und spielte 8 Mio US$ an den Kinokassen ein. Von dem Gewinn baute Walt Disney die Walt Disney Studio in Burbank auf. Da die Walt Disney Company Schneewittchen und die sieben Zwerge alle zwanzig Jahre neu in die Kinos brachten, hat er in der Zwischenzeit bereits weit mehr als 100 Mio US$ eingespielt und gehört zu einen der am häufigsten gesehenen Filmen.

Quellen

  • Walt Disney bei der Wikipedia (eng.)
  • Nicolaus Schröder: “Schneewittchen und die sieben Zwerge”; In: Nicolaus Schröder: “50 Klassiker Film”, Ort: Hildesheim, Gerstenberg Verlag, 2000
  • Bonusmaterial auf der DVD, Audiokommentar von Walt Disney: Schneewittchen und die Sieben Zwerge, Walt Disney's Meisterwerk, Disney Enterprise Inc.