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Besprechung

 

Besprechung

Billy Wilder setzt in Manche mögen’s heiß über zwei Stunden ein wahres Feuerwerk in Gang, das bis zum Schluss des Films anhält. Slapstickkomödie, Situationskomik, exzellente, auch zweideutige Dialoge machen Manche mögen’s heiß zu einer Komödie der Spitzenklasse. Dabei sind bei den verschiedenen Versuchen, Verkleidungs-Komödien in Szene zu setzen, oftmals nicht mehr als billige Klamauk-Stücke in der Nachfolge von »Charlys Tante« herausgekommen.

Der Regisseur setzt bei der mehr oder weniger unfreiwilligen Verkleidung seiner beiden Musiker-Helden nicht auf dumme Witze oder dreisten Unsinn. Er spielt vielmehr verbal wie visuell mit dem »kleinen« Unterschied der Geschlechter, ja, er reizt ihn bis zur letzten Szene des Films voll aus. Billy Wilder treibt seine beiden Männer als Frauen durch die Handlung. Sie werden verfolgt von Gangstern als scheinbarer Inbegriff der Männlichkeit und flüchten in die Rolle von Frauen, um sich zu schützen.

Die auf der Flucht befindlichen Frauen-Männer wiederum konfrontiert er mit dem Traum der naiven Blondine. Diese sieht ihr höchstes Glück darin, sich einen Millionär zu angeln – egal wie er aussieht, Hauptsache Geld. Frauen jagen nach Millionären und träumen von Juwelen, »the girls best friends« und Männer sind hier nur als Geldgeber wichtig, wenn sie trotzdem gut aussehen, umso besser.

Und die Männer? Sie müssen in das Weibliche schlüpfen, um der brutalen Männlichkeit zu entgehen. Doch das Ganze hat einen Haken. Denn wie will man einer Frau beweisen, dass man sie liebt, wenn die – im Wesentlichen – nur auf das Geld scharf ist? Persönlichkeitsspaltung, nachts Frau, tagsüber Mann.

Doch Romanze mit oder ohne Geld ist nicht angesagt. Immer wenn es zu romantisch wird, sticht Billy Wilders Ironie dazwischen oder er greift zur Maskerade. In einer Torte verbirgt sich ein Killer, in einem Sarg Whiskey und ein angeblich Gefühlloser entpuppt sich als sehr begierig.

Wilder treibt dieses Spiel der Geschlechter und vertauschten Rollen bis zum Exzess. Und der berühmte »Schlussakkord« bringt es auf den Punkt:

Jerry: »Sieh mal, Osgood … ich will ganz offen sein. Wir können überhaupt nicht heiraten.« Osgood: »Warum nicht?« Jerry: »Also erstens bin ich nicht naturblond.« Osgood: »Das macht mir überhaupt nichts aus.« Jerry: »Und ich rauche. Ich rauche wie ein Schlot.« Osgood: »Ist mir völlig egal.« Jerry: »Und dazu habe ich eine schreckliche Vergangenheit. Ich lebe seit drei Jahren mit einem Saxophonspieler zusammen.« Osgood: »Ich verzeihe Dir.« Jerry: »Ich kann niemals Kinder kriegen!« Osgood: »Wir adoptieren welche.« Jerry: »Du verstehst immer noch nicht. Ich bin ein MANN.« Osgood: »Na und… Niemand ist vollkommen.« (“Nobody is perfect.”)

In der Schlusssequenz steckt alles, worauf es in den Beziehungen der Geschlechter in Billy Wilders Augen letztlich ankommt. Gerade, dass hier zwei Männer einen solchen Dialog führen, verleiht dem Höhepunkt des Films an unschlagbarer Überzeugungskraft. Für Billy Wilder zählt die Liebe, und zwar die, die keine Bedingungen und Voraussetzungen stellt oder an Erwartungen geknüpft ist. Kaum zu glauben, wie er das in einer Komödie realisieren konnte.

Quellen