FR 

Produktion und Rezeption

 

Produktion und Rezeption

Produktion

Regisseur Mathieu Kassovitz, der ebenfalls das Drehbuch schrieb, wollte mit seinem zweiten Spielfilm nach Métisse die Polizeigewalt in den französischen Vorstädten zur Sprache bringen. In Lazennec Productions und mit Produzent Christophe Rossignon fand er hierfür kompetente Partner, die er nach Vorlage einer ersten Drehbuchversion für den Film begeistern konnte. Dennoch war das Projekt sehr gewagt und sein Erfolg stand zu Beginn noch in den Sternen.

Kassovitz gab in mehreren Interviews an, die Filmidee sei nach dem Tode des 17jährigen aus Zaire stammenden Franzosen Makomé Bowole entstanden, der von einem Polizisten mit Handschellen an einen Heizkörper gefesselt und mit gestreckter Pistole bedroht worden war. Der Tathergang ist ungeklärt, laut Aussage des Polizisten löste sich aber plötzlich ein Schuss und tötete den Jugendlichen. Dieser Vorfall hatte Aufstände in den Vorstädten nach sich gezogen.

Nachdem die Hauptdarsteller Vincent Cassel, Saïd Taghmaoui und Hubert Koundé gefunden waren, schrieb man ca. 20 Gemeinden an, um eine Dreherlaubnis zu erhalten. Eine einzige sagte zu und so wurde der Film in Chanteloup-les-Vignes, Cité de la Noé gedreht. Dort quartierte sich das gesamte Produktionsteam während 6 Wochen ein, um das Milieu besser studieren zu können. Da Mathieu Kassovitz während dieser Zeit noch Projekte in Vietnam hatte, pendelte er zwischen Chanteloup-les-Vignes und Vietnam.

Rezeption

La Haine schlug in Frankreich wie eine Bombe ein und provozierte eine kontroverse Debatte um Polizeigewalt in den französischen Vorstädten. In Frankreich sahen ca. 2 Mio. Menschen den Film im Kino. Premiere feierte La Haine auf dem Festival de Cannes 1996, wo Kassovitz den Preis für die Beste Regie erhielt. Auch den César für den Besten Film und den Europäischen Filmpreis in der Kategorie Young European Film of the Year konnte La Haine für sich beanspruchen.

“Trotz der rauen, mit Beschimpfungen gespickten Sprache – in jedem Satz wird mindestens ein Familienmitglied des Gegenübers geschändet – ist es Kassovitz gelungen, die drei jungen Männer eindringlich zu porträtieren.”1

Kontrovers wurde die im Film dargestellte Brutalität der Polizei beurteilt, die auch in Cannes für heftige Debatten sorgte. Da zehn Jahre nach dem Film, im Herbst 2005, die bisher größten Randalen gegen Polizisten in den Vorstädten stattfanden, die aus dem Tode zweier junger Männer auf der Flucht vor der Polizei resultierten, scheint die Einforderung des Films nach kompetenterer Ausbildung von Polizisten noch im Raum zu stehen. 2006 brachte Universal eine Doppel-DVD heraus, auf der verschiedene Interviews mit Darstellern und Regisseur diese Sichtweise darlegen. Obwohl stets die politische Neutralität des Produktionsteams vorgegeben wurde, kann sich Kassovitz seit den Krawallen des Herbstes 2005 laut eigener Angaben kaum noch vor Interview-Anfragen retten. In ihnen betont er stets, Frankreichs Premierminister Sarkozy müsse sich für seine Aussagen, er werde die Vorstädte mit einem Hochdruckreiniger säubern, entschuldigen.

Quelle

  • Dokumentation über La Haine, auf: La Haine, DVD (Special Edition, 2 DVDs), Universal 2006, 93min.

1 Rezension auf der Filmzentrale