Teil
< 1 >
US 

Rezeption

 

Rezeption

Sin City sorgte bei seiner Veröffentlichung 2005 aus vielerlei Gründen für Aufsehen. Nach großem Tamtam war Robert Rodriguez sogar aus der Regisseurs-Gewerkschaft ausgetreten, um gemeinsam mit Ko-Regisseur Frank Miller, dem Schöpfer der Sin City-Comic-Reihe, den gezeichneten Bildern einen werktreuen Weg auf die Leinwand zu ebnen.

Eben das hebt Tagesspiegel-Autor Sebastian Handke hervor, der bemerkt, dass “Sin City keine Comicverfilmung” sei, “sondern die Fortsetzung des Comics mit anderen Mitteln.”1 So spricht er freudig über

“ein ausgelassenes Schlachtfest, Pulp Fiction in der schwärzesten Form. Doch, anders als Tarantinos zynisches Zitatkino, bleibt Sin City eine schlichte, tiefromantische Moritat, der die Todessehnsucht ihrer einsamen Helden aus allen Bildern tropft. Manchmal blutrot. Meist aber weiß wie Schnee.”2

Gerade diese von Handke befürwortete Werktreue bildet für Andreas Busche in der TAZ den Aufhänger seiner Kritik, er findet “Rodriguez Obsession, Millers Vorlage bis ins kleinste Detail gerecht zu werden, schnürt Sin City spätestens ab der Hälfte die Luft ab.”3

In Handkes Lob spiegelt sich auch die Crux, der sich wohl jeder Regisseur der Gegenwart stellen muss, insbesondere wenn er wie Rodriguez als Freund dieses Schattens gilt – der Vergleich mit Quentin Tarantino. So mündet die Kritik von Rochus Wolff auf Critic.de in einer Gegenüberstellung mit Tarantino:

“Sin City ist als ästhetisches Experiment durchaus sehr sehenswert. Das Spiel mit Filmgenres, Gewaltszenen und den Konventionen machohafter Männlichkeit ist in Tarantinos Filmen jedoch origineller, und so kann sich Sin City nie ganz davon lösen, wie ein teurer Epigone von Pulp Fiction (1994) zu wirken.”4

Abgesehen von diesen weniger euphorischen Stimmen, sorgte Sin City für teilweise überschwängliche Kommentare: So spricht Toni Straßer auf Moviemaze von einem “fantastischen Bilderrausch”, in dem “viele bekannte Gesichter, gepaart mit massiver Gewalt und einer berauschenden Optik”, den Film “zu einem echten Kinoerlebnis mit Kultpotenzial”5 machen. Oder Fritz Göttler in der Süddeutschen von einer “grandiosen Mischung aus Sadismus und Masochismus”6 Im Stern kommt Ralf Sander zum Fazit:

“Ein Jahrmarkt der Perversionen, absurd, ultrabrutal – und wunderschön. Robert Rodriguez' und Frank Millers episodenhafte Comicverfilmung Sin City ist ein visuelles Meisterwerk mit Starbesetzung.”7

Hanns-Georg Rodek geht in seiner Einschätzung sogar noch einen Schritt weiter und macht sich Gedanken über die Folgen des Streifens für die großen Hollywood-Studios, da er aus vergleichsweise bescheidenen Mitteln ein Werk mit einer Vision schuf, die seiner Meinung nach dem Großteil der Hollywoodproduktionen abging.8

Quellen

1 Sin City von Sebastian Handke im Tagesspiegel

2 Sin City von Sebastian Handke im Tagesspiegel

3 Für schöne Frauen sterben von Andreas Busche in der TAZ

4 Kritik Sin City von Rochus Wolff auf Critic.de

5 Die Kritik Sin City Toni Straßer auf Moviemaze.de

6 Küsst mich tödlich von Fritz Göttler in der Süddeutschen

7 Stadt, Leid, Fluch von Ralf Sander im Stern

8 vgl. Gewalt in der Nacht von Hanns-Georg Rodek